Segeln

Frauenpower?

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1. März 2021

Tatsache ist, dass es tatsächlich recht traurig auf dem Wasser aussieht. Geschätzt 99% der Motorbootskipper sind männlich. Bei den Seglern sieht es ein wenig besser aus, ich würde sagen hier sind immerhin 10% der Skipper weiblich. Vielleicht sogar tatsächlich glatte 11%. Obwohl in beiden Fällen durchaus oft Frauen mit an Bord sind, stehen sie fast nie am Ruder/Steuer. Bestenfalls, wenn Papa sie mal kurz und äußerst gnädig ranläßt. Dann läuft ihm aber auch sofort der Angstschweiß in die Augen denn: Frauen können sowas nicht, weiß doch jeder. Frauen kochen Kaffee, verrichten andere Hilfsarbeiten oder sitzen mehr oder weniger dekorativ in der Gegend rum. Im Hafen sieht man dann die ganz überwiegend männlichen Skipper mit meist krampfhaft verbissenem Gesichtsausdruck die Box ansteuern, dabei gerne mal alles rammend, was doch eben vor einer Sekunde- also da war das doch ganz sicher noch nicht da. Dalben und Stege zum Beispiel werden immer gerne genommen. Wo kommt das ganze Zeug bloß immer so plötzlich her. Und dann brüllen sie oft ziemlich uncool ihre weibliche Begleitung an, dass sie schon wieder und wie immer alles falsch macht. Obwohl sie eigentlich gar nichts macht, er steht ja am Ruder/Steuer, sie hält nur die Festmacher in der Hand. Und überlegt etwas verärgert, ob sie jetzt endlich auf den Steg springen kann oder ob die Kommando-Koryphäe (gerne auch mit Kapitänsmütze) selbigen nun doch noch komplett versenkt.

Übertrieben? Vielleicht ein wenig. Sehr wenig. Eigentlich…

Diesen „Herren der Schöpfung“ fällt regelmäßig die krampfhaft aufgesetzte Coolness völlig aus dem Gesicht, wenn Katja (die Irre da oben auf dem Foto) völlig tiefenentspannt unter Segeln den Steg ansteuert und das Boot präzise und sanft anlegt. Nichts wackelt, nichts rumst, niemand brüllt- alles easy. Geht doch!

Der Skipper gibt die Kommandos, der Fockaffe gibt alles

Bei uns im Boot hat anscheinend der Feminismus den alten, weißen Mann dorthin verbannt, wo er vermeintlich hingehört- degradiert zum Fockaffen.

Denn Katja ist bei uns der Skipper an Bord. Meist jedenfalls. Natürlich haben wir beide den Segel- und Motorschein, natürlich kommen wir beide mit dem Kahn zurecht. Aber wir haben ganz bewusst entschieden: Katja ist der eigentliche Skipper. Sie ist fast immer am Ruder zu finden. Zum Einen habe ich nun wirklich genug verrückten Kram in meinem Leben verzapft, bei dem ich regelmäßig alle Entscheidungen zu treffen hatte. Ich wollte endlich auch mal loslassen. Kaffee kochen. Mit Festmachern in der Hand dekorativ am Bug rumstehen. Hier und da ein bisschen am Vorsegel rum zuppeln. Einfach nur vor mich hinträumen, während der riesige Ausflugsdampfer direkt auf Ramm-Kurs ist. Ups, jetzt ist der Wind plötzlich weg. Wo ist er denn hin? Schafft sie es noch oder schafft sie es nicht mehr… Sowas eben. Fockaffe nennt man diese verantwortungsvolle Position an Bord eines Seglers. Pussykram würde Mario Barth wohl sagen, der Held all dieser Zwergmachos, denen die Realität der Moderne so rasant entgleitet. Die eines nie begriffen haben: Der echte Kerl stellt sich im Clubhaus der Hells Angels an die Theke und bestellt: Einen Milchshake. Erdbeere. Grinsend! Und vielleicht mit einem Klecks Sahne?

Zum anderen- und das hätte natürlich zuallererst und ganz weit oben in fetter Blockschrift stehen müssen: Katja ist einfach ein wirklich verdammt guter Skipper. Immer gelassen, immer alles im Griff. Und an einem guten Tag packt sie auch mal der Regatta-Modus und dann verbläst sie ganz unauffällig und natürlich völlig unschuldig einen Segler nach dem anderen. So frauenmäßig eben. Ach herrje. Wie ist denn das jetzt passiert. Das wollte ich ja gar nicht. Mich packt dann manchmal der Mario und ich blöke dann rüber: „Ey! Willste ´nen Parkschein Du Pappnase?“

Mädels: An die Segel!

Song: I put a spell on you?

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