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28. Februar 2021

Treibholz Segler? Was soll das sein? Oder, in der Sprache meiner Heimatstadt: „Watt jeht ab hier?“ Ein Schwerpunkt dieser Seite entsteht aus dem Umstand, dass wir ein klassisches, altes Holzboot segeln. Treibholz eben. Das ergibt natürlich ganz allgemein schöne Segel-Geschichten von den Touren und Reisen. Aber auch spezielle Storys über die Pflege und den Erhalt eines so alten Klassikers, der jede Unaufmerksamkeit sofort mit beleidigter Selbst-Verrottung bestraft. Du liebst mich nicht mehr? Dann bringe ich mich eben um! Ich verfaul mich! Wirst schon sehen…

Interessant vielleicht auch für Newbies, Anfänger die mit dem Gedanken spielen, segeln zu lernen oder- schlimmer geht immer- mit einem alten Holzboot liebäugeln. Denn wir haben vor einigen Jahren exakt so angefangen, mit absolut null Ahnung vom segeln und noch weniger Ahnung von Holzbooten. Der Profi hingegen wird des Öfteren nur den Kopf schütteln, in Grinsen versinken oder sich vielleicht verblüfft erinnern: Krass, ich war auch mal so ein Trottel! Nun, wir haben uns durchgebissen und unsere Begeisterung für das Treibholz-Segeln steigt von Jahr zu Jahr.

Aber es wird hier auch um andere Storys gehen. Geschichten, die einem wie Treibholz im Leben begegnen. Zunächst winzig am Horizont aufziehend, dann größer werdend- man verweilt ein wenig beieinander- und letztlich gleiten sie vorbei, vorüber, vergangen. Und doch irgendwie bleibend. Geschichten, die oft dann entstehen, wenn man seine kontrollierte Komfortzone verlässt und sich einfach treiben lässt, selbst zu Treibholz wird. Auf einer Reise etwa nicht den eingetretenen Pfaden folgt sondern ein wenig „durch die Gegend segelt“, ohne festes Ziel vielleicht oder ohne feste Bleibe. Und einfach neugierig schaut: Wohin wird es mich treiben, was wird mir entgegentreiben…

In den Everglades- ich war dort 16 Tage völlig einsam mit dem Kanu auf dem Wilderness Waterway unterwegs- schwamm mir eines Tages im dunklen Wasser etwas Seltsames entgegen. Es war etwa so groß wie meine Faust, mattgrau und hatte zwei daumengroße Löcher. Es sah aus wie ein altes Stück Treibholz, im Wasser schwarz verfault. Aber die beiden Löcher darin erschienen mir irgendwie seltsam. Wie eine speziell angefertigte Bowlingkugel für den finsteren Typen, den alle nur Zweifinger-Joe nennen . Und ich muss ja auch wie ein neugieriges Kind immer alles anfassen. Mal näher betrachten die Sache, oder? Vielleicht mal dran riechen. Mache ich immer noch, seit meiner Kindheit und die ist verdammt lange her. Nur mit dem dran lecken bin ich inzwischen vorsichtiger geworden, man verliert da im Laufe der Zeit ein wenig die kindliche Unbeschwertheit… Anyways, lautlos paddelnd änderte ich also den Kurs, glitt elegant heran und packte das seltsame Teil, um es aus dem Wasser zu holen. Andere hätten vermutlich erst mal mit dem Paddel drauf gehauen…

Es war eine Nase.

Kein Witz, kein Witz!

Und an der Nase hing eine völlig verpeilte Manatee, eine riesige, fette Seekuh. Und die war plötzlich echt munter, riss mir empört ihren zuckenden, samtigen Riecher aus der Hand und tauchte komplett echauffiert blitzschnell ab. Ich saß da wie festgenagelt. Im wild schaukelnden Kanu. Völlig perplex. Weit aufgerissene Augen. Erst nach unzähligen Sekunden fähig, den wilden Schreckensschrei auszustoßen, der meine Kehle verstopfte. Um endlich wieder Luft zu kriegen. Panik. Schnappatmung. Die Stimme meiner Mutter im Ohr: „Grabsch nicht immer alles an!“

Aber die dumme Kuh war längst wieder verschwunden…

Treibholz? Geschichten!

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